Der Geschichte des Freie Turner Bayreuth (1898 - 1919)

 Die Gründung
 Die schweren Anfangsjahre
 Der Wunsch nach einer Turnhalle
 Der 1. Weltkrieg
 Der Neuanfang
 Zurück zur Übersicht


Die Gründung
Am 4. Dezember 1898 lud Marian Reichel alle Freunde der Freien Turner sowie die Gesamtarbeiterschaft Bayreuths zu einer Großen öffentlichen Turner- Versammlung nachmittags um 15 Uhr in die Zentralhalle ein. Die Tagesordnung sah ein Referat über Ziele und Ideen des Arbeiter-Turnerbundes und die Gründung eines Turnvereins vor.

Die Versammlung war gut besucht. Es wurde heftig diskutiert und am Schluss herrschte größtes Einvernehmen, einen Arbeiterverein auf turnerischem Gebiet zu gründen. Schon eine Woche später wurde zur Generalversammlung eingeladen. Der erste Bayreuther Arbeiter-Turnverein war ins Leben gerufen.

Am 13. Dezember 1898 zeigte die provisorische Vorstandschaft des Vereines:
  • 1. Vorstand Marian Reichel
  • 1. Kassier G. Pfaff
  • 1. Schriftführer H. Schatz

dem Stadtmagistrat an, dass sich der Verein Freie Turner Bayreuth gebildet hat und ersuchte um magistratliche Genehmigung. Schon nach 4 Tagen lag dem Vorsitzenden die Genehmigung des Magistrats vor.

Ihren Turnbetrieb und ihre Turnveranstaltungen führten sie in der Zentralhalle durch. Man widmete sich vornehmlich dem Geräteturnen. Später erst wurden während der Sommermonate zusätzlich Schleuderball, Weitwerfen, Hindernisslauf, Weitsprung und ähnliches gepflegt.

Die Freien Turner waren darauf aus, ihren jungen Verein zu festigen. Sie hielten Distanz zum bürgerlichen Lager, um ihre Sache nicht zu gefährden. Da die staatlichen Instanzen versuchten den Arbeitersport zu lähmen, galt es selber Opfer zu bringen um seine Ideale durchzusetzen. Die Arbeitervereine wurden streng überwacht, man verwehrte ihnen alle Begünstigungen, die man anderen Turnvereinen gewährte.


Die schweren Anfangsjahre
Die ersten beiden Jahre erlebte der Arbeiterturnverein in Bayreuth als kleiner Verein, von der Öffentlichkeit kaum beachtet. Entgegen der allgemeinen Situation des Arbeitersports im Reich, waren die Bedingungen des jungen Vereins anfangs des neuen Jahrhunderts nicht sonderlich schlecht. Die Anhänger unterließen jegliche politische Betätigung und der Stadtmagistrat zeigte sein Wohlwohlen mit der Überlassung der St. Georgener Turnhalle und der städtischen Turnhalle für 2 Großveranstaltungen im Jahr 1902.

Die Zahl der Mitglieder stieg in den Anfangsjahren auf knapp über 100 Personen. Zu den Turnstunden in der Zentralhalle erschienen jeweils 25 bis 30 Aktive. Eigenen Nachwuchs hatte der Verein kaum, da es allen Schülern verboten war, einem Arbeitersportverein anzugehören. 30 Pfennige im Monat betrug damals der Mitgliedsbeitrag, nicht gerade wenig, wenn man bedenkt, dass der Wochenverdienst eines Arbeiters bei 18 Mark lag (eine Halbe Bier kostete 10 Pfennige). Da für viele Sportler aus der Hammerstatt und St. Georgen der Weg zur Zentralhalle relativ weit war, gründete man 1906 eine Turnabteilung des Vereins in St. Georgen. Im Jahr 1908 kam es zur Gründung einer weiteren Abteilung der Freien Turner in der Altstadt. Der Verein hatte damit 3 Abteilungen innerhalb des Stadtgebiets: In den Stadtteilen Kreuz, St. Georgen und der Altstadt. Die konsequente Aufbauarbeit hatte ihre Früchte getragen.

Die Freien Turner Bayreuth, die sich 1906 in Freie Turnerschaft Bayreuth umbenannt hatten, begrüßten zur 10-jährigen Gründungsfeier (6. bis 9. Juni 1908) weit über 1000 Teilnehmer um 13 Uhr zum Abmarsch des Festzugs. Die Arbeiterturner zogen, von mehreren Musikkapellen begleitet, mit ihren Fahnen durch die Stadt zum Festplatz im Maisels-Keller.


Der Wunsch nach einer Turnhalle
Immer lauter wurde beim Kreis-Turnfest 1910 der Wunsch nach einer eigenen Halle, in der Veranstaltungen jeder Art auch bei schlechtem Wetter abgehalten werden konnten. Bald schon waren sich die Freien Turner einig, eine Halle für Turnzwecke in der Hammerstatt zu bauen. Dafür wurde eigens die Turnhallenbaugenossenschaft gegründet. Als Geschäftsanteil wurden 50 Mark festgesetzt, eine stattliche Summe, für die jedes Vereinsmitglied aufzukommen hatte.

Nach Abschluss der Vorarbeiten erfolgte am 26. April 1911 der Kauf eines geeigneten Grundstücks an der Oberen Au. Am 20. April 1914 kaufte man auch noch das benachbarte Grundstück. Das gesamte Areal umfaßte 0,934 ha, eine Fläche, die mehr als nur eine Turnhalle aufzunehmen vermochte.


Der 1. Weltkrieg
1913 änderte sich das Verhältnis zwischen der Stadt und dem Verein. Es wurde festgestellt (OLG Frankfurt), dass die Vereine der Freien Turnerschaft politische Vereine sind. Eine Hetztirade begann. Als der Krieg begann, reihten sich die oft als vaterlandslos Beschimpften ohne zu zögern in die geschlossene Front der "Vaterlandsverteitiger" ein.

Durch die Einberufung der wehrpflichtigen Männer, einer Vielzahl der Aktiven des Vereins, kam der Turnbetrieb fast zum Erliegen. Nur die Nachwuchsarbeit wurde im Geheimen fortgesetzt und auch die seit einigen Jahren bestehende Damenriege traf sich regelmäßig zu Übungsstunden. In Anerkennung für ihre Verdienste hob die Preußische Regierung im März 1917 alle Beschränkungen gegenüber den Arbeitersportvereinen auf.


Der Neuanfang
Nach Beendigung des unseligen 1. Weltkriegs, der schmerzliche Lücken in ihren Reihen hinterließ, nahmen die Freien Turner bald wieder ihren Turnbetrieb auf. Jetzt nicht mehr verfolgt - die Arbeitersportvereine blühten in der freien Atmosphäre der 20er Jahre auf.

Zunächste aber drückten die finanziellen Belastungen, die noch von den Grundstückskäufen vor dem Krieg herrührten, den Verein. Hilfesuchend wand sich der damalige Vorsitzende Heinrich Gräf an die Stadt. Der Antrag wurde abgewiesen. Gleichzeitig wurde aber der Turnhallenbaugenossenschaft das Angebot gemacht, dass die Stadt den Sportplatz zum Selbstkostenpreis übernimmt und ihn dann als "Städtischen Sportplatz" pachtweise den Freien Turnern gegen ein geringes Entgelt überläßt. Der Vorstand reagierte sofort und bat die Stadt um Umsetzung. Bereits eine Woche später, am 8.8.1919 erhielten die Vorsitzenden die Zusage der Stadt.

Nachdem mehr als ein Jahr vergangen war und die Stadt auf die Erledigung der Angelegenheit drängte, mussten die Verantwortlichen des Vereins der Stadt mitteilen, dass die Mitglieder dem Verkauf nicht zugestimmt haben. Zu groß war noch das Misstrauen gegenüber der Obrigkeit. Die Arbeitersportler wollten sich nicht von ihrem schwer erworbenen Besitz trennen.

Geräteturnen und Gymnastik verloren ihre bisher dominante Bedeutung, neue Sportarten gewannen an Beliebtheit. Spiele, besonders Fußball und Handball traten in den Vordergrund. Sie wurden auf dem vereinseigenen Sport- und Spielplatz betrieben.

Um auch nach außenhin die Vielfalt des Sportangebots zu dokumentieren, änderte man in der außerordentlichen Generalversammlung vom 23.09.1919 den Vereinsnamen und nannte sich künftig:Turn- und Sportverein 1898 Bayreuth. Der TuSpo war geboren, die Freie Turnerschaft Bayreuth hatte aufgehört zu bestehen. Die Turnhallenbaugenossenschaft beschloss ebenfalls ihre Auflösung und übertrug ihren Besitz dem neuen TuSpo.



Zurück